Hufrehe
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Hufrehe
Hufrehe ist eine Pferdekrankheit, deren Ursache leider bis zum heutigen Tag nicht wirklich geklärt ist. Sehr oft stehen die Halter von Rehepferden vor dem Problem, vom behandelnden Tierarzt, dem Schmied oder Hufpleger und einem eventuell noch hinzugezogenen Tierheilpraktiker völlig verschiedene Ratschläge zu erhalten, die sich sogar widersprechen können.
Hufrehe kann hunderte von Auslösern haben. Die meisten kommen direkt als Toxine oder indirekt als Endotoxine, wenn schlecht verdaute Nährstoffe in den Dickdarm gelangen, über das Futter ins Pferd.
Die derzeit so modernen Fruktane stehen im Verdacht, Hufrehe auszulösen, aber das ist wissenschaftlich noch nicht völlig geklärt. Fruktane sind allerdings auch nur Kohlenhydrahte und diese können alle dann Hufrehe auslösen, wenn es zu viele werden und die im Dünndarm nicht verdaut werden und in den Dickdarm gelangen.
Dasselbe gilt für Eiweiß.
Nicht selten blockieren Giftpflanzen im Futter oder aber giftige Mikroorganismen bestimmte Enzyme im Organismus.
Aber auch Überanstrengung, großer Stress, zu schnelles Abnehmen, eine Verletzung, durch die das Pferd die Hufe längere Zeit ungleich belastet, schlechte Hufbearbeitung oder die Geburt eines Fohlens können den Pferdekörper so belasten, dass er Endotoxine bildet, die die Hufrehe auslösen.
Grundsätzlich allerdings passiert dann folgendes. Die Atmungskette überlastet, es werden zu viele freie Radikale im Körper gebildet, die Blutgerinnung verstärkt sich, das Blut wird also dicker, der Blutdruck steigt, die Kapillaren im Huf werden zu durchlässig, es kommt zur Ödembildung im Huf, extremen Schmerzen, weil die Hufkapsel sich ja nicht ausdehnen kann, dadurch noch mehr Streß und Verstärkung der Symptome. Ein Teufelskreis.
Was kann man tun:
Huhe kühlen, kühlen, kühlen. Sofort einen Tierarzt rufen, der einen Aderlaß machen kann oder aber Heparin geben, das sehr oft, nicht immer, hilft. In den ersten Tagen kann ein Schmerzmittel sinnvoll sein,nie länger, denn sonst schädigt es den Stoffwechsel noch mehr und verstärkt die Hufrehe. Da der Schmerz aber extrem ist, kann es ein paar Tage sinnvoll sein. Das Pferd erstmal ganz von der Weide nehmen und nur mit Heu füttern, auf jeden Fall ein paar Wochen und dann sehr vorsichtig mit Weide bleiben. Nie mehr das Pferd auch nur einen Tag ganz ohne Heu-Zufütterung lassen, denn ein Rehepferd braucht viel Rauhfutter. Dann kann es vielleicht je nach Veranlagung später wieder ein bißchen Weidegang vertragen. Bewegung aber braucht das Rehepferd. Bei Hufrehe benötigt der Kreislauf nämlich Anregung. Aber im Schub darf das Pferd natürlich wenn möglich nicht springen und bocken. Wenn man es nicht wochenlang in eine Box sperrt, macht es das meist auch nicht. Ein paar Ölfrüchte zuzufüttern ist gut gegen Arterienverkalkung und Thromboseneigung bei der Hufrehe, wie gelbe Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Schwarzkümmel, Hanfnüsse, Traubenkerne und dergleichen. Auch gute kaltgepreßte Öle kann man in kleinen Mengen zugeben, auch nicht zu viel. Keine Billigöle verwenden, denn die können genau das Gegenteil bewirken,nämlich dass die Adern verkalken, das Blut verklumpt. Vorsicht bei zu viel Kraftfutter, nur kleine Mengen geben. Das hat den Grund, dass das Pferd die darin enthaltenen Kohlenhydrahte und Eiweiße im Dünndarm ganz verdauen können sollte. Lieber öfter am Tag als viel auf einmal füttern. Synthetische Mineralstoffe und Vitamine schaden mehr als dass sie nutzen. Eignet Euch also ein Wissen darüber an, worin die Vitamine und Mineralstoffe, die Euer Pferd braucht, von Natur aus drin sind. Man findet die vielfältigsten Kräuter, Blätter, Zweige, wenn man mal surfen geht, die gut und sehr reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, sekundären Pflanzenstoffen sind. Vorsicht nicht nur bei den Standardgiftpflanzen, über die Ihr Euch unbedingt ein Wissen aneignen solltet. Auch Eicheln, Kastanien, Bucheckern und auch die sonstigen Teile dieser Bäume sind für zu Rehe neigenden Pferden sehr gefährlich, selbst kleinere Mengen. Eicheln z. B. hemmen die B-Vitamine und gleichzeitig zwei Enzyme im Dünndarm, so dass das Eiweiß aus dem Gras nicht mehr verdaut werden kann und beides führt dann dazu, dass die Atmungskette extrem geschwächt wird. Solche Bäume immer weitläufig auszäunen. Bei Giftpflanzen haben Pferde oft einen Instinkt, bei diesen Früchten nicht. Die fressen sie gern.
Vorsicht bei Giftpflanzen im Heu.
Silage ist überhaupt nicht für Rehepferde geeignet. Sie neigt zu Histamin-Bildung viel eher als Heu und das vertragen Rehepferde fast nie.
Achtet darauf, dass Schmied oder Hufpfleger wirklich gut ausgebildet sind. Das ist sehr wichtig für das Rehepferd.
Einige Wochen oder Monate nach dem Reheschub müßt Ihr mit Hufgeschwüren rechnen. Der Körper stößt dann die kranke und abgestorbene Lederhaut ab. Das kann sehr schlimm werden. Habt Mut, dann hat Euer Pferd auch welchen. Striegelt, massiert, streichelt es, zeigt ihm einfach, dass Ihr da seid. Es geht meistens vorüber.
Oft kann man ein Rehepferd nicht wieder reiten. Ich hoffe, Ihr seid einfach nur Tierfreunde und Euer Pferd ist kein vierbeiniges Fahrrad.
Die gefürchtete Hufbeinrotation oder Hufbeinsenkung kommt meistens in der Folge der Hufrehe. Wenn es nicht zu viel wird, kann sich das mit der Zeit wieder verwachsen, oft aber nicht komplett. Besser wird es aber meistens auf jeden Fall wieder.
Viel Glück. Renate
Mehr Ratschläge erhaltet Ihr von mir und meinen Stamm-Mitgliedern unter http://www.weltfremd.org/sevgi/forum/YaBB.pl
Die Hufrehe-Behandlung in der Phytotherapie
Die Hufrehe-Symptomatik beim Pferd
Hufrehe ist immer mit extrem starken Schmerzen verbunden, mit Schwitzen und Muskelzittern und mit einer erhöhten Atemfrequenz. Vielfach kommt es auch zu Fieber und zu einer Krummstellung der Wirbelsäule. Dies wird durch die Schmerzen verursacht. In extremen Fällen legt sich das Pferd auf den Boden und möchte sich nicht bewegen. Typisch für eine Hufrehe sind auch das Auffußen der Ballen und Trachten des Hufes (sogenannte Trachtenfussung). Dabei wird der Zehenbereich des Hufes entlastet. Die Hinterbeine werden weit unter den Pferdebauch gestellt.
Der Hufrehe-Verlauf
Hufrehe bricht meistens in kürzester Zeit aus und geht nach etwa 2 Tagen in einen chronischen Verlauf über. Die Hufrehe kann man an der erweiterten weißen Linie erkennen und der Sohlenvorwölbung. Manchmal befinden sich an der Hufaußenseite dicke Hufringe und die unteren zweidrittel des Hufes können stark nach vorne-außen gebogen sein. Das Hufbein kann sich aus seiner Befestigung heraus lockern und somit senkt sich das Hufbein langsam nach unten. Manchmal treten dann auch Hufbeinrotationen auf. In ganz schlimmen Fällen kann sogar die Hufbeinspitze die Hufsohle durchstoßen und dies führt zu bakteriellen Entzündungen im Huf.
Mögliche Auslöser für Hufrehe
Traumatische Rehe
Durch Belastung und Erschütterung ausgelöst bei Distanzritten, Aufschlagen auf Steine, langen Galoppaden auf Asphalt oder anderen knallharten Böden, usw.
Fütterungsrehe
Verursacht durch eine Stoffwechselstörung im Dickdarm, weil zu viele Kohlenhydrate und Fruktan in den Darm gelangen.
Geburtsrehe
Entstanden durch verbleiben der Nachgeburt in der Gebärmutter.
Toxische Rehe
Wird durch Aufnahme von giftigen Stoffen ausgelöst, z.B. Giftpflanzen auf der Weide oder im Heu, Holzschutzmittel im Stall, Pflanzenschutzmittel (Pestizide) im Getreide/Kraftfutter, Schimmelpilze im Heu, Klärschlamm auf Feldern mit anschließender Bepflanzung (=Schwermetallbelastung der Pflanzen), seltene oder fehlerhafte Entwurmung, etc.
Medikamentöse Rehe
Ausgelöst durch bestimmte Medikamente, wie z.B. Kortison.
Infektiöse Rehe
Durch Viren oder Bakterien ausgelöst, die zu schweren Allgemeininfektionen führen können.
Kaltwasser-Rehe
Entsteht, wenn ein überhitztes Pferd große Mengen kaltes Wasser trinkt.
Borreliose-Rehe, Equines Metabolisches Syndrom-Rehe, Equines Cushing Syndrom-Rehe
Diese Krankheiten sind ursächlich dafür verantwortlich, dass Pferde immer wieder an Hufrehe erkranken. Nähere Infos über diese Kranheiten hier im pferdewiki unter Krankheiten/Equines Metabolisches Cushing/Borreliose/Equines Metabolisches Syndrom zu sehen.
Hufstatik-Rehe
Eine seltene Hufpflege (zum Beispiel nur alle 3 Monate) durch Hufschmied oder Hufpfleger, kann manchmal eine Hufrehe auslösen, da im Laufe der Jahre dadurch die Hufstatik ungünstig verändert wird. Auch eine unkorrekte Behandlung der Hufe durch den Hufschmied kann eine Hufrehe fördern, wenn zum Beispiel die Statik der Hufe nicht mehr stimmig ist. Dadurch entstehen Fehlbelastungen im Huf und durch das Reiten über Stock und Stein, bildet sich dadurch schneller eine traumatische Hufrehe aus.
Die phytotherapeutische Behandlung bei Hufrehe
Für die Nieren und die Leber zum Entgiften
Zum Beispiel Goldrute, Brennessel oder Ackerschachtelhalm (= Zinnkraut) verfüttern für die Nieren, jeweils 30 Gramm pro Tag für 6 Wochen. Für die Leber eignet sich Löwenzahnkraut, Löwenzahnwurzel oder auch Mariendistelkraut oder Mariendistelsamen. Jeweils 30 Gramm pro Tag, auch für 6 Wochen.
Für die Durchblutungsförderung der Hufe
Gingkoblätter geben, täglich 30 Gramm für circa 4 Wochen. Dieses Mittel fördert die arterielle und venöse Durchblutung.
Bei Schmerzen und bei Entzündungen im Rehehuf
Als leichtes bis mittelstarkes Schmerzmittel gelten z.B. Teufelskrallenwurzel für die Zeit der Schmerzen. Pro Tag kann man einem Großpferd 30 Gramm Teufelskrallenwurzel, einem Kleinpferd oder Pony 20 Gramm verabreichen. Diese Wurzel wirkt zudem auch stark entzündungshemmend und abschwellend in der angegebenen Menge. Bei akuten Schmerzen bei Ausbruch einer Hufrehe, kann man täglich zusätzlich Belladonna D 4 verfüttern. Es können täglich eine Milchzuckertablette (keine Globulis!) pro 100 kg Körpergewicht verfüttert werden. Starke Schmerzmittel sind bei Rehe nicht empfehlenswert, da diese fatale Folgen haben kann, dadurch, dass sich das Pferd zu viel bewegt und somit eine Heilungsaussicht deutlich verschlechtert wird.
Die äußere Behandlung der Hufe
Äußerlich sind Lehmpackungen oder einfach feuchte Erde sehr sinnvoll (als Umschläge). Die Hufeisen sollten abgenommen werden, sofern dies das Pferd zulässt. Barfußlaufen fördert die Durchblutung des Hufes und ist somit sinnvoll bei einer Rehebehandlung. Hat sich die Hufsohle allerdings schon stark gesenkt und berührt diese den Boden, kann es manchmal sinnvoll sein einen Rehebeschlag für eine gewisse Zeit zu benutzen. Die Hufe sollten spätestens alle 4-5 Wochen von einer Hufpflegerin oder einem Hufschmied zubereitet werden, so, das die Trachten allmählich ganz leicht gekürzt werden. Weiche Einstreu im Stall sind empfehlenswert für Rehepferde. Hierfür eignet sich weicher Torf, Späne oder Sand.
Die Fütterung bei Hufrehe
Kein Getreide, Kraftfutter, Brot, Silage oder 2.und 3. Heuschnitt verfüttern. Dies fördert eine Hufrehe. Nur ganz wenig Gemüse und Obst verfüttern, evtl. pflanzliches Mineralfutter und große Mengen von dem 1. Heuschnitt verfüttern. Bei regelmäßiger Bewegung sollten täglich 50-100 ml kaltgepresstes Distelöl oder Leinöl zugefüttert werden, damit dass Pferd genügend Energie zur Verfügung hat. Kohlenhydrate und zuviel Fruktan meiden. Fruktan befindet sich in frischem Weidegras und der Gehalt ist von der Witterung abhängig, deswegen nur portionierten Weidegang anbieten. Wer möchte, kann kleine Mengen von unmelassierten Rübenschnitzeln geben. Ca. 300 Gramm Rübenschnitzel pro Tag sind akzeptabel für ein Rehepferd. 300 Gramm Rübenschnitzel (ohne Melasse, Zucker und Honig) werden mit ca. 1,5 Liter kaltem Wasser übergossen und 12 Stunden lang eingeweicht. Erst dann dürfen sie verfüttert werden, da sie sonst im Magen stark aufquellen würden. Auch eingeweichte Luzernencobs oder Heucobs sind für Pferde mit Hufrehe geeignet.
Weitere Behandlungsmethoden bei der akuten Rehe
Aderlass hat sich bei Rehepferden bestens bewährt. Etwa 5-10 Liter Blut dürfen einmalig abgezapft werden. Danach dürfen Elektrolyte gegeben werden, damit die Pferde nicht abbauen.
Besonders geeignet bei akuten Reheschüben ist auch die Blutegeltherapie. Blutegel sorgen für einen sanften Aderlaß und geben zudem noch viele wichtige natürliche "Medikamente" mit ihrem Speichel in das Gewebe. In der Saliva, dem Speichel der Blutegel, sind unter anderem entzündungshemmende, schmerzstillende und blutverdünnende Substanzen enthalten. Bei der Futterrehe ist zudem die Behandlung mit Akupunktur sehr erfolgreich. Erfahrungswerte guter Therapeuten haben gezeigt, dass Reheschübe dadurch schneller beendet sind und damit der Restschaden am Huf geringer ist und durch konsequente Behandlung und Beachtung einiger Grundlagen bei der Fütterung weitere Reheschübe verhindert werden können. Allerdings sollte man für beide Therapiemethoden gut ausgebildete Therapeuten haben. Gute Therapeuten kann man zum Beispiel in der Therapeutendatenbank auf http://www.Tierheilkunde-Wissen.de finden.