Darmflora (Mikrobiom)
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Die Darmflora des Pferdes (Mikrobiom des Darms)
Die Darmflora besteht aus Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und winzigen einzelligen Lebewesen (Protozoen). Diese Mikroorganismen besiedeln den Darm und können bei der Verstoffwechslung der aufgenommenen Nahrung helfen und die Verdauung fördern. Es sind in der Darmflora Billionen von Bakterien enthalten und sie setzen sich aus einigen hundert Bakterienstämmen zusammen. Die Darmflora bildet einen Schutzwall gegen das Eindringen krankmachender Keime und hält damit Krankheitserreger ab. Sie trainiert das zum Darm gehörende Immunsystem, bewahrt den Körper vor der Aufnahme von allergieauslösenden Stoffen aus dem Futter und schützt den Körper vor der Bildung toxischer Stoffwechselprodukte und krankmachender Bakterien und Pilze.
Die Darmflora beeinflusst einen gesunden Stoffwechsel im Körper und sorgt für ein kräftiges und intaktes Immunsystem. Im Darm werden nämlich alle wichtigen Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen. Wenn die Darmflora gestört ist (auch Dysbiose genannt), ist die Aufnahme der einzelnen Nährstoffe gestört und das Pferd kann an einem Vitamin- oder Mineralstoffmangel leiden, weil der Stoffwechselprozess gestört wird.
Bei einer Fehlbesiedlung des Darmes wird die Abwehrfunktion gestört. Eine Keimfehlbesiedlung des Darms (gestörte Darmflora) begünstigt immer auch das Wachstum von krankmachenden Pilzen und Bakterien. Diese produzieren Pilz- und Bakteriengifte und gelangen dann über die Darmwand in den Körper und können selbst direkt Krankheiten auslösen oder fördern, zum Beispiel Atemwegserkrankungen wie chronisch obstruktive Bronchitis, Hauterkrankungen wie Mauke, Raspe, Sommerekzem, etc. oder andere bestehende Krankheiten fördern.
Die Fütterung bei einer gestörten Darmflora
- Ganz viel Heu verfüttern, vorzugsweise den ersten Heuschnitt geben und auf Silagefütterung verzichten. Möglichst staubarmes, gut riechendes Heu in ausreichender Menge jeden Tag zur Verfügung stellen: Mindestens 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht oder mehr verfüttern. Wem das zu umständlich ausgedrückt ist: Ausreichende Fresszeit für Heu beachten. Fünf Stunden Fresszeit pro Tag sind für mittelschlanke Pferde oder Ponys meistens ausreichend. Bei sehr dicken Pferden oder Ponys sollte ein Fresszeit von vier Stunden eingehalten werden, da sonst arge Verdauungsstörungen auftreten können. Koliken, Depressionen und eine Verschiebung der Darmflora sind sonst die Folge.
- Sauberes Wasser zum Trinken geben. Alte Wassertonnen mit Algen am Tonnenrand sind giftig für Pferde und belasten die Verdauung. Wasser aus alten Bleirohren kann auch zu Problemen führen, weil Blei zu Entzündungen der Darmschleimhäute führen kann. Auch plötzliche Koliken können durch eine schleichende Bleivergiftung auftreten. Wenn kein Leitungswasser sondern Wasser aus dem Brunnen zum Tränken gegeben wird, kann es sein, dass die Pferde zu viel Nitrat oder zu viele Pestizide aufnehmen. Ein Labor kann untersuchen, ob das Wasser zum Trinken geeignet ist. Pferde benötigen genauso sauberes Trinkwasser ohne belastende Stoffe wie wir Menschen.
- Möglichst wenig Getreide verfüttern oder ganz darauf verzichten. Pro 100 kg Körpergewicht keinesfalls mehr als 250 Gramm Getreide pro Tag verfüttern. Gequetschter oder eingeweichter Hafer ist am verträglichsten für Pferde mit Durchfall oder Kotwasser. Hafer enthält nur wenig Klebereiweiß (Gluten), Abwehrstoffe gegen Parasiten im Getreide (ATI) und vergärbare Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker (FODMAP) und es sind viele darmschützende Schleimstoffe im Hafer enthalten. Testweise kann man auch drei Monate lang ganz auf Getreidefütterung verzichten und stattdessen eingeweichte Luzernencobs, Esparsettencobs oder Heucobs geben. Wenn sich das bewährt haben sollte, kann diese Fütterungsweise dauerhaft fortgeführt werden.
Zum Aufbau der Darmflora
Wenn eine Darmproblematik länger als drei Monate anhält, spricht man von einer chronischen Darmerkrankung. Bei chronischem Kotwasser, Blähungen, Durchfall, Bauchweh, säuerlich/scharf/stechend oder faulig riechenden Pferdeäpfeln, Schleimauflagerungen auf den Pferdeäpfeln, kleinen und trockenen Pferdeäpfeln, hellroten, schwarzen oder dunkelroten Kotballen, starken Darmgeräuschen, einem harten und angespannten Bauch oder einem ständig aufgeblähten Bauch, sollte ein Kotscreening erfolgen. Ein Kotscrenning ist ein systematisches Testverfahren.
Ein Kotscreening untersucht:
- Würmer, Wurmeier und schädigenden Protozoen (einzellige mikroskopisch kleine Lebewesen),
- den pH-Wert des Darmes,
- die zusammengesetzte Darmflora,
- den Befall mit Pilzen,
- die Belastung mit krankmachenden Bakterien,
- die Bauchspeicheldrüsenenzyme und mehr.
Wenn Darmsymptome akut auftreten, ist die kurzfristige Gabe von verdauungsfördernden Kräutern sinnvoll. Zusätzlich können eingeweichte Flohsamenschalen zum Schutz und Aufbau der Darmschleimhäute und spezielle Mikroorganismen für die gesunde Darmflora verfüttert werden. In vielen Fällen sind diese Maßnahmen für wenige Wochen ausreichend.
- Flohsamenschalen, eingeweicht in Wasser: Täglich sechs Gramm pro 100 kg Körpergewicht geben, ungefähr sechs Wochen lang oder auch länger.
- Mikroorganismen: Kanne Fermentgetreide (Probiotikum) täglich geben, zehn Gramm pro 100 kg Körpergewicht, mindestens vier Wochen. Alternativ kann BT-Bierhefe (Prebiotikum) gewählt werden, pro Tag mindestens 10 Gramm pro 100 kg Körpergewicht füttern, mindestens sechs Wochen lang oder auch dauerhaft verfüttern. Ein Prebiotikum enthält keine lebendigen Mikroorganismen, jedoch liefert es Nährstoffe die die guten Darmbakterien lieben uns sich dadurch vermehren können. Bierhefe und Kanne Fermentgetreide enthalten Gluten! Bierhefe enthält allerdings deutlich weniger Gluten.
- Kräuter: je nach Symptomatik können Andorn, Benediktenkraut, Odermennig, Kamille, Ringelblume, Fenchel, Mariendistelkraut und weitere Kräuter gegeben werden. Insgesamt sollte das Pferd pro Tag circa zehn Gramm Kräutermischung pro 100 kg Körpergewicht erhalten, sechs Wochen lang geben.
Sollte nach ein paar Wochen keine Besserung eintreten, ist es wichtig, ein Kotscreening durchführen zu lassen. Denn wenn auffällige Darmsymptome chronisch werden, ist die Nährstoffaufnahme im Darm dauerhaft behindert und so wird zwangsläufig ein Nährstoffmangel auftreten. Die chronisch veränderte Darmflora kann dann Krankheiten fördern bzw. unterhalten oder im schlimmsten Fall sogar auslösen.
Bei Pilzen und Bakterien im Darm
- Knoblauch: Bei Befall mit Pilzen oder krankmachenden Bakterien wird für mindestens sechs Wochen der schwefelhaltige Knoblauch zum Futter gegeben. Es kann täglich fünf Gramm Knoblauchpulver oder roher Knoblauch pro 100 kg Körpergewicht verfüttert werden. Knoblauch führt nicht zur Blutarmut (Anämie), wenn man sich an die Mengenangabe hält. Erst ab 100 Gramm Knoblauch täglich, kann ein Großpferd mit circa 500 bis 600 kg Körpergewicht eine Anämie entwickeln, wenn man es in dieser Dosierung für viele Wochen füttern würde.
Der schwefelhaltige Knoblauch wird von den allermeisten Pferden gut vertragen, lediglich der Geschmack lässt manche Pferde abschrecken. Man kann den Knoblauch über Nacht oder zumindest für einige Stunden in 50 ml kalten Apfelsaft einweichen. So erhält er eine fruchtige Süße und wird gerne zusammen mit dem gewohnten Futter gefressen. Den Apfelsaft nicht wegschütten, denn darin befinden sich ebenfalls die gesundheitsfördernden Stoffe des Knoblauchs. Bei Magenschleimhautentzündung sollte man Knoblauch meiden und lieber Propolis wählen (siehe unten).
- Propolis: Wenn Knoblauch von Pferden abgelehnt wird, kann man stattdessen Propolis geben (auch Bienenkittharz genannt). Propolis ist stark antibakteriell, pilzhemmend und für ein kräftiges Immunsystem geeignet. Es sollten täglich zwei Gramm Propolis pro 100 kg Körpergewicht gegeben werden, mindestens drei Wochen lang. Propolis ist für Pferde mit Magenschleimhautentzündung bestens geeignet, da es die Magenschleimhäute keinesfalls reizt. Es ist für die Schleimhäute beruhigend und zudem entzündungshemmend. Propolis sollte nicht als Tinktur an Pferde verabreicht werden, da es viel Alkohol enthält.
Bitte bedenken:
Oben beschriebene Maßnahmen helfen nur, wenn man gleichzeitig eine Fütterungsumstellung vornimmt. Möglichst auf Getreidefütterung verzichten. Lieber Luzernencobs, Esparsettencobs, Heucobs oder unmelassierte Rübenschnitzel verfüttern. Möglichst wenig Silage oder Heulage geben, lieber gutes Heu verfüttern, vorzugsweise vom ersten Schnitt. Antibiotika, Wurmkuren, synthetische Schmerzmittel und andere chemische Medikamente belasten in vielen Fällen den Magen und sorgen für eine gestörte Darmflora. Deswegen sollten diese Mittel nur mit Sinn und Verstand verabreicht werden.
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